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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 05.07.2012


Eleni Mandell - I Can See The Future
Katarina Wagner

Ihr großes Idol Tom Waits bestätigte die US-amerikanische Singer-Songwriterin darin Musik zu machen. Mit ihrer glasklaren Stimme und einfühlsamem Gesang begeistert sie KritikerInnen, KollegInnen...




... und natürlich ihre Fans innerhalb und außerhalb der USA.

Eleni Mandell singt am liebsten von der Liebe. Die erste Begegnung, glückliche Zweisamkeit, traurige Abschiede und gebrochene Herzen stehen im Fokus ihrer Songs. Dabei lässt sie sich von ihren eigenen Emotionen inspirieren und verarbeitet sehr Persönliches in ihrer Musik. Im AVIVA-Interview (2005) erklärt sie, warum ihr das wichtig ist:

"Ich denke, die beste Musik ist Musik, die ehrlich und aufrichtig ist, auch wenn`s ein bisschen kitschig ist. Also ja, das sind meine wirklichen Erfahrungen. Vielleicht bin ich ein bisschen melodramatisch und habe eine sehr rege Fantasie, aber ich versuche, ehrlich zu sein..."

Ganz so melodramatisch wirken die Songs auf I Can See the Future nicht, dafür umso aufrichtiger, sie kommen eindeutig von Herzen.

Musikalisch hat sich Eleni Mandell auf sanfte Singer-Songwriter-Tunes eingepegelt. Daher steht sie auf Konzerten nun öfter allein auf der Bühne. Die Band, welche sie fast zehn Jahre lang on stage beleitet hatte, löste sich nach ihrer Tour zum letzten Album Artificial Fire auf. Die Gründe waren Familienzuwachs, andere Projekte und nicht zuletzt die Wirtschaftskrise, die sich auch im Budget der Sängerin bemerkbar machte und es zu teuer wurde, eine Band zu unterhalten.
Mandell hat das zum Anlass genommen, sich mehr auf sich selbst zu konzentrieren und ihre Musik weiter zu entwickeln. Der raue Indie-Rock der ersten Alben ist vollständig ihrem sanften, dabei aber nicht zu flatterhaftem Folk-Pop gewichen, der sich schon auf der Vorgänger-LP andeutete.

I Can See the Future entstand in einer emotional sehr aufwühlenden Zeit für die Künstlerin. Sie war 41 Jahre alt, als eine langjährige Beziehung in die Brüche ging, "obwohl" sie laut einer Tarot-Kartenleserin schon seit zehn Jahren verheiratet sein müsste. "The fairy tale I´d thought I was going to have didn´t happen, so I had to make something happen for myself."
Das tat sie dann auch - nach langem Überlegen beschloss sie, durch eine anonyme Samenspende schwanger zu werden. "I can tell you that he´s an astrophysicist and likes classic rock."

In dem ruhigen Popsong mit Gitarre und Geigen, I´m lucky singt Mandell optimistisch über ihr Single-Leben.

"I take myself out for a night on the town, I´m lucky
and I stay home when im feeling low down, I´m lucky
and every year I celebrate blow out the candles on my birthday cake
another wish or just a big mistake I´m lucky
no other fortune teller
told my fortune any better
it´s all so clear to me, I´m free"


Ihr Gesang klingt dabei teils fröhlich, teils melancholisch. Die Künstlerin schwankt zwischen Lebenslust, Begeisterung über ihre Unabhängigkeit und dem Sehnen nach einer Liebesbeziehung. Dasselbe bittersüße Gefühl vermittelt sie auch in Bun in the oven.

"Who´s gonna kiss my lipstick lips
Who´s gonna hold me tight
I got a bun in the oven but i still need lovin
Will you be my man tonight?"


In dem poppigen, aber leisem Liebeslied Magic Summertime erinnert sich die Sängerin an die erste Begegnung mit einer verflossenen Liebe, darauf folgt Now we´re strangers. Immer noch Popfolk, aber schon rhythmischer und im Gesang nicht so mehr so seicht und nostalgisch. Auch das Cover des Nancy Sinatra – Lee Hazlewood Duetts Never have to fall in love again fügt sich musikalisch und thematisch perfekt in die Stimmung des Albums ein Die männliche Stimme stammt von dem Indie-Rock Sänger Benji Hughes. Schließlich kommt Mandell in So easy zu dem Schluss, dass sie die Liebe einfach noch nicht ganz verstanden hat.

"Once too young now I´m too old
I´m too short, i´m too tall
I´m always right, but I´m never right on
I´m a cold night I´m a dark cloud
I talk too much and I laugh too loud
So easy for some people
But I can´t figure it out
So easy for some people
But I don´t know what love is all about"


Mit Musik kennt sich Sängerin eindeutig aus. Sie ist fester Bestandteil der Singer-Songwriter-Szene in L.A. und arbeitet mit bekannten Namen des Business zusammen. I Can See the Future wurde von Joe Chiccarelli (The Strokes, The Shins, White Stripes) produziert, der Musiker Steve Berlin von "Los Lobos" spielt auf Who You Gonna Dance With das Saxophon und Greg Leisz (Beck, Matthew Sweet, Brian Wilson), der schon auf dem Mandells viertem Album Country for June Lovers mitmachte, spielt wieder die Pedal Steel Guitar.

AVIVA-Tipp: Eleni Mandell singt auf ihrem neuen Album, teils melancholisch, teils optimistisch über das bittersüße Leben und natürlich über die Liebe. Ihre Musik ist immer glasklar, perfekt arrangiert und im Gesang ruhig und unprätentiös. Vielleicht für die Eine oder den Anderen etwas zu glatt, aber auf jeden Fall eine schöne Untermalung für milde Sommernächte auf dem Balkon bei philosophischen Betrachtungen über die Liebe. Ein beispielhaftes Singer-Songwriter Album mit Country- und Souleinflüssen.

I Can See the Future
Eleni Mandell

Label: Make My Day Records / Alive
VÖ: 6.Juli 2012

Weitere Infos unter:

www.elenimandell.com

Weiterhören auf AVIVA-Berlin

Eleni Mandell – Country for Junge Lovers (2004)

Eleni Mandell – afternoon (2005)

Eleni Mandell – Miracle of Five (2007)

Eleni Mandell – Artificial Fire (2009)

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin

Interview mit Eleni Mandell


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Beitrag vom 05.07.2012

AVIVA-Redaktion